Samstag, 19. September 2015

Jesus war Flüchtling


Das Thema Flüchtlinge ist nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Wir lesen und hören von Zügen voller Flüchtlinge, Boote die im Mittelmeer kentern, überfüllte Unterkünfte, Gesetze, die erlassen werden, weil manche Länder nicht noch mehr Flüchtlinge wollen und Asylverfahren, die sich lange hinziehen. Viele von Ihnen haben bereits direkten Kontakt zu Flüchtlingen.

Die Bedeutung des Fremden ist in der Bibel nicht gering. Dort gibt es viele Beispiele von Menschen, die wegen Hungersnöten, Krieg und Verfolgung in ein fremdes Land ziehen müssen. Dass Jesus selbst auf der Flucht war, deutet schon darauf hin, wie sehr sich Gott mit Flüchtlingen identifiziert. In Matthäus 25,31-46 macht Jesus unser Verhalten gegenüber Flüchtlingen sogar zu einem Kriterium für das ewige Leben – „Kommt her, ihr seid von meinem Vater gesegnet! Nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch vorbereitet ist. Denn […] ich war ein Fremder und ihr habt mich aufgenommen. […] Was immer ihr für einen meiner Brüder getan habt – und wäre er noch so gering geachtet gewesen – das habt ihr für mich getan.“

Zusätzlich gibt es auch das Gebot der Nächstenliebe, was im Bezug auf die Flüchtlinge noch besonders betont wird (5.Mose 10,17-19 u.a.). Gott zeigt in der Gesetzgebung für das Volk Israel, wie wichtig ihm die Menschen sind. Er ist der Gott der Schwachen und Unterdrückten. Sein Wunsch ist es, dass wir den Flüchtlingen mit der gleichen Liebe und Barmherzigkeit begegnen, wie er es selbst tut. Auch die Propheten reden immer wieder im Auftrag Gottes über den Umgang mit Flüchtlingen: Sie kritisieren den schlechten Umgang mit Flüchtlingen, was von ihnen als Zeichen des geistlichen Verfalls gewertet wird (z.B. Maleachi 3,5). Im Gegenzug versprechen sie auch wieder Segen für das ganze Volk, wenn die Flüchtlinge wieder gerecht behandelt werden (Jeremia 7,5-7u.a.). Die Aufgabe dieser Propheten war mit Sicherheit nicht angenehm, sie haben, gegen die Mehrheit und gegen die aktuelle Meinung, Gottes Botschaft von Gnade und Barmherzigkeit weitergegeben. Unsere Aufgabe heute ist sehr ähnlich. Auch wir dürfen und sollen diese unbequemen Mahner sein, insbesondere dann, wenn andere Menschen unter unserer Bequemlichkeit und unserem Wohlstand zu leiden haben.

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen
Andreas Peters