Dienstag, 23. November 2010

Trauer um Gottes Volk

Am vorletzten Sonntag, dem Volkstrauertag, war ich in einer Gemeinde in Erfurt. Im Gottesdienst berichtete eine alte Schwester von ihren Erlebnissen in der Reichskristallnacht. Sie sprach davon, dass sie damals als Kind über die Straßen gelaufen ist und überall die Scherben der Fensterscheiben auf dem Boden lagen. Damals hätte sich aber niemand darüber aufgeregt oder dagegen gesprochen. Sie beschrieb, wie die jüdischen Kinder aus ihrer Klasse entfernt wurden. Der Sohn eines angesehenen Arztes hatte sich unter dem Pult versteckt und war dem Treiben entkommen. Sie erzählte weiter, diesen Jungen nach Hause gebracht zu haben. Im Haus traf sie auf den Arzt, der als zerbrochener Mann in einer Ecke des Zimmers saß. Er sprach zu ihr die Worte: „Heute brennen unsere Gotteshäuser, wann werden eure Gotteshäuser brennen." Diese Geschichte erinnerte mich an den Sonntag davor in unserer Gemeinde, an dem wir dem weltweiten Aufruf der Organisation Open Doors gefolgt sind, für unsere verfolgten Geschwister in der ganzen Welt zu beten. Ich sah die brennenden Kirchen in Nigeria vor mir, die Islamisten in Brand gesteckt hatten. Ich dachte an Marta, die davon erzählte, wie ihr Mann vor ihren Augen mit einem Kind auf dem Arm erschossen wurde. Doch nicht nur in Afrika und Indien, dem Iran und China leiden Christen. Besonders betroffen gemacht hat mich die Geschichte einer Frau, die als Parteifunktionärin in Nordkorea durch eine Intrige in ein Arbeitslager gekommen ist und als eine der wenigen diese Hölle wieder verlassen durfte. Sie schreibt: „Als ich entlassen wurde, sahen 6000 Augenpaare auf mich, die mir sagen wollten, dass ich nicht für mich frei komme, sondern um der Welt ihre Geschichte zu erzählen.“ Ganz extrem hart trifft es die Christen unter den 200.000 oft willkürlich Inhaftierten. Sie dürfen nur zum Boden sehen, um ja nicht in den Himmel zu schauen. Als Christen in der westlichen Welt haben wir, wie diese Frau, eine Verantwortung, für die Verfolgten und Versklavten in dieser Welt zu beten und unsere Geschwister in dieser Welt nicht zu vergessen. Es ist heute leicht seine Stimme gegen Vergangenes zu erheben. Doch Christenverfolgung geschieht heute und jetzt in vielen Teilen der Welt. Da sollten wir nicht schweigen und wegsehen! Das Buch „Lasst mich eure Stimme sein“ kann bei Open Doors bestellt werden.

Frank Ulrich
Christliche Gemeinde Waldstraße

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