Samstag, 15. November 2014

Perspektivwechsel


Ich stehe an einem Wochentag in Berlin Spandau auf einem Doppelbahnsteig und achte auf die Zuganzeige. Mein Zug wird dort für das Gleis 3 angekündigt. Hinter mir fährt ein Intercity ein. Ich beachte ihn nicht weiter. Erst als meine Anzeige plötzlich auf Zugdurchfahrt wechselt und mein erwarteter Zug kurz danach auf Gleis 4 angezeigt wird, merke ich, dass der gerade eingefahrene Zug der meine ist. Leider zu spät. Ich sehe noch die Türen schließen und kann beobachten, wie er davonfährt. Ich hatte mich so stark auf die Anzeige konzentriert, dass ich alles andere ausgeblendet habe. In meinem Fall gab es nach einer Stunde die nächste Fahrgelegenheit. Doch wie ist es in anderen Bereichen unseres Lebens? Wie oft verlassen wir uns auf die angezeigte Meinung der Mehrheit, der Medien, der Politik, der sogenannten Experten?!

Als Jesus zu lehren begann, verließen sich viele Menschen auf das Urteil ihrer religiösen Führer. „Was kann aus Nazareth schon Gutes kommen“, tönten die Schriftgelehrten. In ihrer Schrift war der angekündigte Messias ein König, geboren in Bethlehem. Durch Nachforschungen hätten die Frommen herausbekommen, dass er tatsächlich in Bethlehem geboren wurde. Doch was ist schon die Wahrheit, wenn es darum geht, andere zu diskriminieren! Wie nützlich sind Halbwahrheiten, um dem Anderen zu schaden. Ihren Fehler werden diese Männer erst nach ihrem leiblichen Tod bemerkt haben. Doch dann ist es zu spät! Jesus erzählt die Geschichte eines reichen Mannes. Er hat nur den Blick für sich selbst und seinen Reichtum. Den Armen vor seiner Haustür nimmt er nicht wahr. Im Tod wacht er in einer Hölle voller Qualen auf. Er sieht den Armen im Schoß Abrahams und will, dass seine noch lebenden Verwandten vor diesem Ort gewarnt werden. Die Antwort ist kurz. „Sie haben das Wort Gottes. Sie brauchen keine Wunder.“ Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich in Bezug auf das Wort Gottes nichts einreden lassen. Nehmen Sie sich im Advent selber die Zeit und lesen Sie in den Evangelien. Sie wären nicht der Erste, der durch das Lesen im Buch der Bücher einen Perspektivwechsel über diesen Jesus von Nazareth erleben würde!

Einen gesegneten Sonntag wünscht
Frank Ulrich


Keine Kommentare: